Rückblick Braunschweiger Brandschutz-Tage 2024

Die 38. Braunschweiger Brandschutz-Tage fanden am 25. und 26. September 2024 statt. Zur diesjährigen Veranstaltung konnte der Tagungsleiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der Technischen Universität Braunschweig, über 500 Teilnehmende und 30 Fachausstellende zum dritten Mal im MEC Event Center in Braunschweig begrüßen. Ein fachlicher Austausch zu aktuellen Themen war das wesentliche Ziel der Fachtagung. Dieser fand in den lebendig geführten Diskussionen im Nachgang der Vorträge sowie bei aufgelockerter Atmosphäre während des Abendempfanges am ersten Tagungstag statt.

Traditionell wurde am Vortag der Braunschweiger Brandschutz-Tage das Symposium „Heißbemessung – Structural Fire Engineering“, bereits in der 10. Auflage, durchgeführt. Zu Beiträgen aus den Themengebieten der Modellierung und Simulation der thermischen Einwirkungen sowie experimentellen und numerischen Untersuchungen zum Erwärmungs- und Tragverhaltens von Bauteilen sowie neusten Erkenntnissen aus Forschungsarbeiten zum Brandschutz im Holz-, Stahl-, Verbund-, Mauerwerks- und Betonbau ergaben sich für die über 130 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis viele Gelegenheiten für intensive Diskussionen.

Die Fachtagung wurde mit der Key-Note-Präsentation von Herrn Malchau zum Thema „Großbrand eines Industriebetriebes – Herausforderungen und Lehren“ eingeleitet. Den Teilnehmenden wurden durch den Leiter der Berufsfeuerwehr Braunschweig Eindrücke aus dem größten Brandereignis der Stadt in der jüngeren Geschichte seit dem zweiten Weltkrieg vermittelt. Neben einem Augenmerk auf den betrieblichen Brandschutz wurde dabei auch die Einsatztaktik selbstkritisch reflektiert. Mit dem Vortrag gelang ein beeindruckender Start in die Fachtagung.

Die erste Sitzung der Fachtagung befasste sich auch in diesem Jahr wieder mit dem anlagentechnischen Brandschutz und wurde von Herrn Koch (FVLR, Detmold) geleitet. Thematisiert wurden hierbei die Inbetriebnahme von Druckbelüftungsanlagen, eine statistische Analyse zu Mängeln an sicherheitstechnischen Anlagen sowie der Austausch von gesundheitsgefährdenden Stoffen in Schaumlöschanlagen. Die Digitalisierung mit der Möglichkeit zur Fernüberwachung und Fernzugriffen auf anlagentechnische Einrichtungen rundeten das Themenfeld ab. Die anschließende Diskussion behandelte insbesondere die Rolle des betrieblich-organisatorischen Brandschutzes sowie dessen Schnittstellen mit den allgemeinen Gefahren des Cybercrimes bei fortschreitender Vernetzung von Anlagentechnik. Es herrschte Einigkeit darüber, dass sich mit einem erhöhten Maß an Digitalisierung auch die Prüftätigkeiten im Brandschutz ändern, jedoch nicht wegfallen, werden.

Die zweite Sitzung widmete sich traditionell den Normen, Richtlinien und Verordnungen. Die Moderation übernahm Frau Bombach (DIBt, Berlin). Neben aktuellen Aktivitäten im Bereich der Rauch- und Wärmeabzugsanlagen wurden der Entwurf der Muster-Druckbelüftungsanlagen-Richtlinie sowie brandschutzrelevante Änderungen in der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVVTB) vorgestellt. Abgerundet wurde die Sitzung durch Themen zum Brandschutz und Kreislaufwirtschaft bei Trockenbaukonstruktionen sowie der neuen Muster-Holzbaurichtlinie mit einem aktuellen Bezug zur Nachhaltigkeit. Es stellte sich eine lebhafte Diskussion ein, in welcher das Auditorium eine zeitlich einheitliche Einführung der MVVTB in den einzelnen Bundesländern begrüßte.

Der erste Tagungstag wurde mit der Verleihung des Dietmar Hosser-Preises für herausragende Studierendenarbeiten beendet. Herr Hauke (Bergische Universität Wuppertal) konnte mit seiner angefertigten Masterarbeit „Numerical modeling of heat transfer from gas burners to vertical surfaces“ die Jury überzeugen und erhielt den ersten Preis. Mit einem anschaulichen Vortrag präsentierte er seine Arbeit dem anwesenden Fachpublikum. Mit seiner Arbeit zur „Untersuchung des Einflusses von Fassadenbegrünung auf Holzaußenwandbekleidungen im Brandfall“ belegte Herr Schoofs (Technische Universität München) den zweiten Platz. Über den dritten Preis konnte sich Frau Kowalewski (Technische Universität Braunschweig) mit ihrer Arbeit zur „Nachrechnung eines Brandversuchs mit direkter Simulation der Sprinklerwirkung und Vergleich mit präskriptiven Ansätzen“ freuen.

Am zweiten Tagungstag beschäftigte sich die dritte Sitzung mit innovativen Brandschutzlösungen unter der Moderation von Herrn Kirchner (Halfkann + Kirchner, Erkelenz). Vorgestellt wurden innovative Brandschutznachweise unter Anwendung von Ingenieurmethoden beim Ulmer Münster sowie das Spannungsfeld zwischen Brandschutznachweisen und der anlagentechnischen Inbetriebnahme. Auch diese Sitzung wurde durch Vorträge mit aktuellem Bezug zur Energiewende und Aufgabenstellungen an den Brandschutz sowie dem Umgang mit Bestandsgebäuden und Ressourcenschonenden Lösungen abgerundet. In der anschließenden Diskussion wurde die vorbildliche Anwendung von Ingenieurmethoden durch junge, engagierte Brandschutzplaner besonders hervorgehoben.

Die vierte Sitzung zum Abschluss der Tagung leitete Herr Prof. Zehfuß unter dem Thema „Brandschutz im Holzbau“. In vier Fachvorträgen wurden Erkenntnisse zum Hohlraumbrandverhalten von Holztafelbauteilen, zum Vorgehen der Feuerwehren sowie zur Branddynamik beim Brand in Holzgebäuden und zu Prinzipien für brandschutztechnisch sichere Grünfassaden vorgestellt. Die Themen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz werden künftig eine noch stärkere Nutzung von Holz und anderen nachwachsenden Baustoffen erfordern, für deren Brandsicherheit z. T. besondere Maßnahmen erforderlich werden und zum anderen noch Forschungsbedarf herrscht. Die Sitzung wurde mit einer lebhaften Diskussion zur Verwendung von Holzfassaden und Grünfassaden abgeschlossen.

Begleitend zur Tagung konnten sich die Teilnehmenden auf der gut besuchten Fachausstellung über aktuelle Entwicklungen und Neuerungen in den Bereichen des baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes informieren. Auf Grund der auch hier geführten Gespräche zwischen den Teilnehmenden und Ausstellenden fiel ein erstes Feedback seitens der Ausstellenden bereits äußerst positiv aus.

Eine Bereitstellung umfangreicher Informationen für Tagungsteilnehmer und Fachausteller erfolgte wie gewohnt auf dem Informationsportal http://www.brandschutztage.info. Das iBMB blickt auf eine erfolgreiche und diskussionsfreudige Veranstaltung zurück. Die Planungen für die kommenden Brandschutz-Tage am 30.09. und 01.10.2025 sind bereits angelaufen. Wir freuen uns, Sie dann im Audimax der Technischen Universität Braunschweig begrüßen zu dürfen.

Für eine stetige Weiterentwicklung und Themenvorschläge können Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsenz http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.

 

Jochen Zehfuß und Jan-Gabriel Scheller