Am 21. und 22. September 2016 fanden die Braunschweiger Brandschutz-Tage bereits zum 30. Mal statt. Zur Jubiläumsveranstaltung begrüßte der Wissenschaftliche Leiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der TU Braunschweig über 900 Teilnehmer und 55 Fachaussteller. Ein wesentliches Ziel der Fachtagung ist der intensive Austausch zwischen den Tagungsteilnehmern zu aktuellen Themen. Dieser erfolgte sowohl in den lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Vorträge als auch in bewährter Weise in lockerer Atmosphäre beim traditionellen Abendempfang. Die mittlerweile bewährte Internetpräsentation http://www.brandschutztage.info, die eine Vielzahl von Informationen für Tagungsteilnehmer und Fachaussteller bereitstellt, zeigt sich in diesem Jahr mit neuem Layout und übersichtlicher Navigation noch benutzerfreundlicher. Eine steigende Beliebtheit weist der, am Vortag der Braunschweiger Brandschutz-Tage stattfindende, „Workshop Heißbemessung – Structural Fire Engineering“ auf. Die Möglichkeit für intensiv geführte Diskussionen zu Vorträgen aus dem Themengebiet der rechnerischen ingenieurmäßigen Brandschutz-Nachweise nutzten über 160 Teilnehmer. Eine ebenfalls positive Resonanz zeigte der zum zweiten Mal verliehene Dietmar Hosser-Preis zur Förderung des Brandschutz-Nachwuchses für herausragende studentische Arbeiten. Die BewerberInnen hatten die Gelegenheit ihre eingereichte Arbeit in einer Poster-Präsentation den Teilnehmern darzustellen sowie in Fachgesprächen zu vertiefen.
Nach den auf „Brandschutz – Forschung und Praxis“ ausgerichteten Brandschutz-Tage im Jahr 2015 stand die Tagung diesmal dem alternierenden Wechsel folgend wieder unter dem Motto „Brandschutz bei Sonderbauten“. Die erste Sitzung befasste sich mit den Neuerungen im Brandschutz und wurde vom Fachbereichsleiter Brandschutz der MPA Braunschweig, Herrn Dr. Blume geleitet. Thematisiert wurden hierbei Feuer- und Rauchabschlüsse nach harmonisierter Prüfnorm EN 16043, die Aufgaben der Materialprüfanstalt im Zusammenhang mit der neuen Musterbauordnung (MBO) und der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baunestimmungen (MVV TB) sowie den Eignungsprüfungen und Anforderungen für die Akkreditierung aus Sicht eines Prüflabors. Die anschließende Diskussion zeigte hinsichtlich des Umganges mit der neuen MBO und der MVV TB im Brandschutz noch Klärungsbedarf.
Die zweite Sitzung widmete sich traditionell den Normen, Richtlinien und Verordnungen. Die Moderation übernahm Herrn Wathling (Obersten Bauaufsicht Berlin). Zentrale Punkte waren hier die Folgen des EuGH-Urteils auf das Baurecht (MBO und MVV TB) und die Konsequenzen für Bauprodukte die nicht einer harmonisierten Norm entsprechen sowie deren zukünftige Entwicklungen. Außerdem wurden die Neuerungen der Muster-Leitungsanlagen-Richtlinie und der Muster-Lüftungsanlagen-Richtlinie behandelt. Großen Diskussionsbedarf nahm auch hier der Umgang mit der neuen MBO und der MVV TB ein, besonders die zusätzlichen Aufgaben für die am Bau Beteiligten, im Hinblick auf die Überprüfung der Erfüllung der geforderten Leistungsmerkmale der Bauprodukte, wurden debattiert.
Zum Abschluss des ersten Tagungstages wurde zum zweiten Mal der Dietmar Hosser-Preis für herausragende studentische Arbeiten verliehen. Herr Günther Harsch (Donau-Universität Krems) konnte mit seiner Arbeit zum Datenmanagement in der Brandursachenermittlung die Jury überzeugen und den ersten Preis in Empfang nehmen. Mit einem interessanten Vortrag präsentierte Herr Harsch seine Arbeit dem anwesenden Fachpublikum. Mit einer Arbeit zur numerischen Untersuchung von hochfesten Stahlbetonstützen unter Brandeinwirkung belegte Lisa Sander (TU Braunschweig) den zweiten Platz. Dritter Preisträger ist Sven Brunkhorst (TU Braunschweig), welcher das Schwel- und Glimmverhalten von Holzfaserdämmstoffen in seiner Arbeit experimentell und numerisch analysiert.
Am zweiten Tagungstag beschäftigte sich die dritte Sitzung mit Brandschutzkonzepten für Sonderbauten unter Moderation von Prof. Zehfuß. Vorgestellt wurden innovative Konzepte u. a. für Wohnhochhäuser in Berlin, die Elbphilhamonie in Hamburg und ein Kinderspital in Zürich. Der Brandschutz bei Flüchtlingsunterkünften sowie die Brandfallsteuermatrix inklusive Wirk-Prinzip-Prüfung wurde ebenfalls in dieser Sitzung betrachtet. Während der nachfolgenden Diskussion wurden die Grundlagen der verschiedenen Brandschutzkonzepte und die enthaltenen Abweichung vom Landesbaurecht ausführlicher dargelegt.
Die abschließende vierte Sitzung leitete Herr Gammel (Oberste Bauaufsicht Baden-Württemberg) zum Brandschutz von nachwachsenden Baustoffen – Nachhaltigkeit und Energiewende versus Sicherheit. Neben dem Brandrisiko bei Gebäuden in Holzbauweise wurde der Blick auf die Verwendung brennbarer Dämmstoffe in einem WDVS und Konstruktionsdetails innerhalb eines Bauteilkataloges gerichtet. Die Herausforderungen des abwehrenden Brandschutzes bei Gebäuden aus brennbaren Baustoffen wurden aus Sicht der Feuerwehr dargestellt. Die anschließende Diskussion drehte sich um die Anwendbarkeit eines Bauteilkataloges in Bezug auf das Baurecht als um den Vergleich zwischen der Brandgefahr von WDVS mit Holzfaserdämmstoffen und Polystyrol.
Begleitend zur Tagung zeigte die, von den Teilnehmern gut besuchte, Fachausstellung einen Überblick zu den neusten Entwicklungen im Bereich des baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes. Das iBMB freut sich über die erfolgreiche Durchführung der diesjährigen Braunschweiger Brandschutz-Tage und dankt allen Beteiligten. Für eine stetige Verbesserung dieser Veranstaltung können, zusätzlich zu der während der Tagung durchgeführten Umfrage, Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsens http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.