Die traditionsreichen Braunschweiger Brandschutz-Tage fanden am 25. und 26. September 2019 bereits zum 33. Mal statt. Zur diesjährigen Veranstaltung begrüßte der Tagungsleiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der TU Braunschweig fast 800 Teilnehmer und über 45 Fachaussteller. Ein fachlicher Austausch zu aktuellen Themen stellt das wesentliche Ziel der Fachtagung dar. Dieser wurde in der lebendig geführten Diskussion im Nachgang der Vorträge sowie in routinierter Art bei aufgelockerter Atmosphäre während des traditionellen Abendempfanges getätigt.
Im Dialog mit den Teilnehmern und Ausstellern unterliegen die Brandschutz-Tage einer stetigen Weiterentwicklung. Eine diesjährige Neuerung ist der gemeinsam mit dem bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V. durchgeführte 1. Workshop Feuerlöschanlagen. In dem parallel zu den Braunschweiger Brandschutz-Tagen am 25. September 2019 veranstalteten Workshop wurden aktuelle Fragestellungen zu Feuerlöschanlagen von ausgewiesenen Referenten vorgestellt sowie mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern umfangreich diskutiert. Der einleitende Key Note Vortrag von Dombaumeister Jürgen Padberg zum Thema „Notre Dame ist überall – Erfahrungsbericht zu erfolgten und nicht erfolgten Brandschutzvorkehrungen an (Groß-)Kirchen in Beispielen“ umfasste neben grundsätzlichen Konstruktionsmerkmalen von Kirchen den Risiken der Brandentstehung und Brandausbreitung in diesen. Anhand von drei Beispielen wurde der jeweilige Status des Brandschutzes unter Beachtung des Denkmal- und Kulturgutschutzes von Groß-Kirchen in Deutschland verdeutlicht.
Die erste Sitzung befasste sich mit den Neuerungen im Brandschutz und wurde von der Fachgruppenleiterin Baustoffe im Brandschutz der MPA Braunschweig Frau Aeissen geleitet. Thematisiert wurden hierbei der Umgang mit brandschutztechnischen Nachweisen für Bauprodukte und Bauarten auf der Baustelle, Lösungsmöglichkeiten für Mischinstallationen bei Versorgungsleitungen sowie die Feuerwehrbedarfsplanung der Kommunen und deren Schnittstelle zum vorbeugenden Brandschutz. Die anschließende Diskussion behandelte die Umsetzung anlagentechnischer Brandschutzmaßnahmen in Kirchengebäuden sowie notwendigen Verwendbarkeitsnachweise für Bauprodukte und Bauarten auf nationaler Ebene.
Die zweite Sitzung widmete sich traditionell den Normen, Richtlinien und Verordnungen. Die Moderation übernahm Herrn Plietz (Obersten Bauaufsicht Nordrhein-Westfalen). Zentrale Punkte waren hier die aktuellen Entwicklungen in den Ingenieurmethoden für die Neuauflage des vfdb-Leitfadens und die Änderungen in der Neuauflage des Brandschutz-Leitfadens des Bundes. Außerdem wurden der Stand der Normung der DIN 18009 Teil 2 (Räumungssimulation und Personensicherheit) und die relevanten Einflussgrößen für die Räumung von Gebäuden und ihre Berücksichtigung in rechnerischen Nachweisen vorgestellt. Abschließend erfolgte die Darstellung der Chancen, Risiken und Gegenmaßnahmen bei Falschalarme von Brandmeldeanlagen. Großen Diskussionsbedarf nahm hier die Umsetzung von Räumungsanalysen sowie eine Beurteilung durch die Bauaufsicht ein, besonders der Einfluss der Alarmierungs- und Reaktionszeit auf die Räumungsdauer, wurden debattiert.
Zum Abschluss des ersten Tagungstages wurde zum fünften Mal der Dietmar Hosser-Preis für herausragende studentische Arbeiten verliehen. Herr Sven Beckmann (Leibniz Universität Hannover) konnte mit seiner Arbeit „Numerische Untersuchungen zum Einfluss von mechanischer Schädigung reaktiver Brandschutzsysteme auf das Tragverhalten von Stahlstützen bei Naturbrandeinwirkungen“ die Jury überzeugen und den ersten Preis in Empfang nehmen. Mit einem interessanten Vortrag präsentierte Herr Beckmann seine Arbeit dem anwesenden Fachpublikum. Mit seiner Arbeit „Untersuchungen zur thermisch induzierten Schädigung von gefügedichtem Hochleistungsbeton mit zerstörungsfreier Prüftechnik“, welche ein akustisches und elektromagnetisches Messverfahren der Geophysik als zerstörungsfreie Prüftechnik anwendet, belegte André Klimek (Freie Universität Berlin) den zweiten Platz. Dritter Preisträger ist Benedikt Pöschl (TU München) mit der eingereichten Arbeit „Sensitivität instationärer Temperaturfelder im Zweiphasensystem im Hinblick auf die Bemessung nach DIN EN 1992-1-2“, welcher die Sensitivitäten der Temperaturverteilung für bewerten und unbewehrten Betonquerschnitt numerisch analysiert.
Am zweiten Tagungstag beschäftigte sich die dritte Sitzung mit Brandschutzkonzepten für Sonderbauten unter Moderation von Dr. Upmeyer (geschäftsführender Gesellschafter in einem Brandschutzingenieurbüro). Vorgestellt wurden innovative Brandschutzkonzepte für den Neubau einer Firmenzentrale mit angegliederter Logistik sowie der Erweiterung der Gepäcksortieranlage am Flughafen Zürich. Des Weiteren erfolgte die Erörterung aktueller Probleme in der Praxis hinsichtlich der Anforderungen an Bauprodukte in Verbindung mit der Leistungserklärung der Hersteller. Der Umgang mit brennbaren Außenwanddämmungen bei Hochhäusern im Bestand wurde ebenfalls in dieser Sitzung betrachtet. Außerdem wurde der Frage nach vorhandenen Grenzen für Löschanlagen nachgegangen. Während der darauffolgenden Diskussion zeigte die Komplexität der Verwendbarkeitsnachweise von Bauprodukten unter Beachtung der MVV TB und BauPVO in der Praxis weiterhin Unsicherheiten auf. Zudem wurden leistungsorientierte Rettungskonzepte, die enthaltenen Abweichungen vom Landesbaurecht sowie umgesetzte Kompensationsmaßnahmen ausführlicher diskutiert. Die Vorgehensweise abwehrender Maßnahmen bei brennbaren Außenwanddämmungen von Hochhäusern wurde ebenfalls erörtert.
Die vierte Sitzung zum Abschluss der Tagung leitete Herr Prof. Zehfuß unter dem Thema Brandschutz im Holzbau. Neben brandschutztechnischen Grundlagenuntersuchung für eine erweiterte Anwendung des Holzbaus wurde der Blick auf das Brandrisiko bei der Anwendung von Dämmungen mit nachwachsenden Rohstoffen gerichtet. Die aktuelle Entwurfsfassung der MHolzBauRL in Bezug auf die erweiterte Verwendung des Holzbaus für die GK4 und 5 sowie Außenwandbekleidungen aus brennbaren Baustoffen wurde vorgestellt. Die Darstellung der Herausforderungen des abwehrenden Brandschutzes bei Gebäuden aus nachwachsenden Rohstoffen erfolgte aus Sicht der Feuerwehr. Die anschließende Diskussion drehte sich um die begrenzte Ausbildung ungeschützter massiver Holzbauteile, die Betrachtung der Nachweisführung unter Naturbrandbeanspruchung sowie der Rauchdichtigkeit von Bauteilanschlüssen.
Begleitend zur Tagung zeigte die, von den Teilnehmern gut besuchte, Fachausstellung aktuelle Entwicklungen und Neuerungen in den Bereichen des baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes.
Mittlerweile schon etabliert wurde am Vortag der Braunschweiger Brandschutz-Tage das Symposium „Heißbemessung – Structural Fire Engineering“ zum sechsten Mal durchgeführt. Zu Beiträgen aus den Themengebieten der rechnerischen ingenieurmäßigen Brandschutz-Nachweise, Raumbränden und Naturbrandbeanspruchungen sowie neuster Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten zum Brandschutz im Holzbau ergaben sich Gelegenheiten für intensive Diskussionen für die über 130 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis.
Das iBMB blickt auf eine erfolgreiche und diskussionsfreudige Veranstaltung zurück. Die Planungen für die kommenden Brandschutz-Tage am 16. und 17.09.2020 sind bereits angelaufen.
Für eine stetige Weiterentwicklung und Themenvorschläge können Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsens http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.